Der mystische Sugar Man und seine genialen Texte

Sixto selbst Sixto selbst

Ein lyrisches Genie, ein armer Bauarbeiter. Ein scharfzüngiger Poet, ein Einwandererkind. Eine Kultfigur, ein nie gewählter Möchtegern-Politiker. Ein Hoffnungsträger, von der Musik-Industrie verschlucktes Talent, ein Philosophiestudent. Das alles ist Rodriguez, mittlerweile weltberühmt als Sugar Man. Jahrzehntelang war er ein Rockstar, ohne es zu wissen.

Seine Geschichte ist mindestens so schön, so tragisch, so rührend und so aufrüttelnd wie seine Songs. Was Rodriguez passiert ist, ist einmalig, wird so nie wieder passieren, hätte nie inszeniert werden können. Seine unglaubliche Geschichte wurde durch die 2012 erschienene Dokumentation „Searching for Sugarman“ weltberühmt. Heute ist der Singer-Songwriter weit über siebzig – und gibt noch Konzerte.


Jedes Lied erzählt zwei Geschichten

Hinter jedem Lied steckt so viel mehr als das, was man mit den Ohren hören kann – eine Geschichte, ein kleines Stückchen Wirklichkeit aus dem Leben des Künstlers. Natürlich erzählt ein Lied in erster Linie die Geschichte, die sich direkt in der Melodie und im Text verbirgt. Aber da ist noch mehr, sozusagen die Meta-Info: hinter jedem Lied, Album, Band oder Singer-Songwriter steckt eine ganz eigene Story.

Was wir heute auf Spotify oder YouTube anklicken, enthält ja nur das absolute Minimum an Information, nur den aller Wesentlichsten Teil des Gesamtkunstwerks. In Zeiten von CDs und Schallplatten war das noch ein bisschen besser, da auch Albumcover und Aufmachung Teil der Kunst waren. Das fällt heute alles weg. Daher ist es zu einfach, die zum Teil unglaublichen, bewegenden, bedeutungsvollen Geschichten zu übersehen, die zu unseren Lieblingssongs gehören. Aus diesem Grund möchte ich hier über die Geschichte von Rodriguez schreiben.


In Amerika wurde er einfach übersehen

Sixto Diaz Rodriguez war das Kind mexikanischer Einwanderer und wurde 1942 in Detroit geboren. Er wuchs in den ärmlichen Verhältnissen der Arbeiterklasse auf und begann nach Abschluss der Schule, mit seiner Gitarre durch die Pubs und Bars der Nachbarschaft zu ziehen, immer auf der Suche nach einem Auftritt. Im Jahre 1970 hatte er es schließlich geschafft, von einem Label namens Sussex angenommen zu werden und nahm zwei Alben auf – „Cold Fact“ und „Coming From Reality“. Beide Alben floppten allerdings so gründlich, dass ihm sein Label kündigte und er seinen Traum von einer Musikkarriere aufgab. Er führte ein simples, unauffälliges Leben, gründete eine Familie und arbeitete an Tankstellen und auf dem Bau. An seiner Musik verdiente er fast nichts.


Eine Kultfigur sein und nichts davon wissen

Bis hierhin eine recht normales Musiker-Schicksal. Was Rodriguez aber nicht wusste, war dass seine beiden Alben über die Jahre immer beliebter wurden – nicht in Amerika, sondern in Neuseeland, Australien und vor allem in Südafrika! Dort wusste man durch das Apartheid-Regime so gut wie nichts über den Sänger des Liedes Sugar Man, welches in Südafrika zu einem riesigen Hit wurde. In den späten Siebzigern wurde Rodriguez´ Musik in Südafrika zu einem Kult, jeder kannte und liebte seine poetischen Texte, Rodriguez selbst wurde zu einer sagenumwobenen Legende, denn man wusste so gut wie nichts über ihn. Man bedenke, das war alles vor dem Internet! Entsprechend hatte auch Rodriguez selbst nicht die leiseste Ahnung von seinem riesigen Erfolg auf der anderen Seite der Ozeane.


Eine unglaubliche Geschichte: Searching for Sugarman

Im Jahre 1979 wurde er für einige Konzerte nach Australien geholt, erfuhr jedoch nichts von den unglaublichen Verkaufszahlen seiner neu veröffentlichten Alben und der nur in Australien verkauften Best-of-Schallplatte. Dementsprechend erhielt er auch überhaupt keine Tantiemen, keine finanziellen Anteile am kommerziellen Erfolg seiner Lieder. Das lag daran, dass alles über sein Label lief, welches jedoch zu dieser Zeit bereits selbst nicht mehr existierte. Die Sache mit den Lizenzierungen war daher rechtlich unklar und das wurde natürlich ausgenutzt.

Alles änderte sich, als Rodriguez´ Tochter im Jahre 1998 auf eine Internetseite stieß, die zwei Fans aus Südafrika erstellt hatten, um aktiv nach dem mysteriösen und heiß geliebten Rodriguez zu suchen. Noch im selben Jahr reiste der Singer-Songwriter nach Südafrika und gab sechs legendäre Konzerte vor tausenden von begeisterten Fans, die es kaum glauben konnten: Rodriguez, die Legende, stand lebend vor ihnen und sang die Lieder, die ihnen so viel bedeuteten!


Eine unglaubliche Geschichte: Searching for Sugarman

Heute ist Mr Sixto Rodriguez weit über siebzig Jahre alt und weiterhin ein sehr bodenständiger Mensch – ein bescheidener Arbeiter, ein besonnener Philosoph aus den heruntergekommensten Vierteln in Detroit, wo er bis heute noch wohnt. Seit seiner Entdeckung und „Auferstehung“ in Südafrika tourte er in Europa, Australien und Südafrika und spielte für eine stets wachsende Fangemeinde. Richtig berühmt wurde er dann durch die preisgekrönte Dokumentation „Searching for Sugarman“, die seine ungewöhnliche Geschichte weltweit bekannt machte.

Selbstverständlich empfehle ich euch das Anschauen dieses Films ebenso sehr wie die zeitlosen Songs von Rodriguez! Hoffen wir, dass er noch lange leben wird.

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